The wound is the place where the light enters you

24.03.2024

Liebe Blogleserinnen,

die letzten Wochen bin ich etwas untergetaucht. Ich habe mehrere Male angesetzt einen Blogbeitrag zu verfassen, aber jedes Mal wieder davon abgelassen etwas zu veröffentlichen. Ich musste mich erst einmal selbst sortieren und reflektieren, was mich beschäftigt. Ich fühle mich auch jetzt nicht so richtig bereit dazu.

ABER: Dieser Blog soll Betroffenen Mut machen. Und dazu gehört eben auch – so unangenehm es für mich ist – zuzugeben, dass ich gerade strauchle. BIG TIME.

Seit einigen Wochen habe ich eine akute Phase. Es geht mir nicht gut. Mental und in der Folge auch körperlich.

Ganz ehrlich. Ich hatte schon fast vergessen, wie sich das anfühlt.

Akut Angst und Panikattacken. Fast jeden Tag. Seit mittlerweile sechs Wochen.

Die positive Nachricht zuerst:

Ich versuche so gut es geht meinen Alltag "normal" weiterzuleben.. Mich nicht komplett "übermannen" zu lassen von der Angst.

Das war früher anders. Damals war ich in solch' akuten Phasen wie erstarrt. War tage- und wochenlang nur zuhause  (Details lasse ich hier der Phantasie überlassen).

Heute versuche ich es anders zu machen. Ich gehe zur Arbeit, mache den Haushalt, koche, kaufe ein, gehe meinen Hobbies nach, arbeite an meinen Projekten, gehe sogar manchmal unter Leute.

Ich weiß, dass manche Leser verstehen werden, welch' wahnsinnig großer Kraftakt das ist. 

Weiterzumachen.

Und es gibt mir sehr viel Kraft, wenn mir jemand gute Besserung wünscht oder mir ein gutes Gefühl gibt, dass es OKAY ist, dass ich mich gerade so fühle. Dass er/sie mich genauso gerne hat - mit oder ohne Angst.

Meine ohnehin schon recht instabile Selbstliebe steht nämlich so dermaßen auf der Kippe in solchen akuten Phasen. Ich fühle mich dann so schwach. Weil ich mit meinen eigenen Gedanken kämpfe und gefühlt nicht vorankomme. So sehr ich mich auch anstrenge.

Komischerweise ist es für mich aber immer okay und normal, wenn es jemand anderem mental nicht gut geht. Das ist für mich vollkommen verständlich und ich würde nie irgendetwas Schlechtes über diese Person denken und dennoch stets ihre Stärken und ihre Kraft sehen. Bei mir selbst sehe ich dann manchmal nur noch diese FUCKING ANGST.

Manchmal habe ich gute Momente, gute Stunden. Manchmal sieht es im Außen zwar ganz normal aus, in meinem Inneren tobt es aber. Manchmal blödle ich auf der Arbeit mit den Kolleginnen rum und fühl mich dabei richtig gut und "normal". Manchmal verzweifle ich, weil ich mich wirklich anstrenge, diese Angst aufzulösen, aber gefühlt auf der Stelle trete. Manchmal weine ich drei Stunden straight durch und habe danach krasse Kopfschmerzen. Manchmal treffe ich mich mit einer Freundin und bin zwei Stunden am Lachen und am Rumschmarrn und fühle mich gut. Manchmal schaue ich abends mit meinem Mann Serie an, unser "großer" Kater liegt mit auf dem Sofa und ich bin vollkommen ruhig und entspannt. Manchmal hänge ich über der Kloschüssel und kotze mir die Seele aus dem Leib. Manchmal bin ich in der Arbeit und arbeite 2-3 Stunden konzentriert vor mich hin und habe keine Angst. Manchmal bin ich arbeiten und drehe vollkommen am Rad. Manchmal schreibe ich meine Gedanken auf und bringe Ordnung in das aktuelle Gefühlschaos. 

Oft aber habe ich einfach nur dieses sehr sehr unangenehme Gefühl. Angst.

Die Überschrift für diesen Blog-Beitrag ist ganz bewusst gewählt. 

Es ist ein Zitat des persischen Dichters Rumi:

Die Wunde ist die Stelle, an der das Licht in dich eindringt.

Ich habe aktuell intensiver Therapie- und Coachingsitzungen. Die Angst will gesehen werden. Sie will mich auf ungelöste Muster in meinem Inneren aufmerksam machen. Auf Glaubenssätze, die ich vor langer Zeit entwickelt habe und die mich heute leider auf ungünstige Art und Weise begleiten.

Mein Ziel ist es bei der Angst anzusetzen und mir anzuhören, was sie zu sagen hat. Damit das Licht durch diese Stelle in mich eindringen kann und ich frei werden kann.

Auch wenn ich gefühlt auf der Stelle trete, weil die Angst jeden Tag da ist, habe ich jeden Tag Erkenntnisse und blicke hinter diese ganzen Verstrickungen. Vermutlich komme ich sogar voran, auch wenn es sich gerade nicht so anfühlt.

Ich mache weiter.

Es ist schwierig, Außenstehenden eine Angsterkrankung zu erklären. Manchmal versuche ich es, indem ich sage: Stell dir vor ein wildes Raubtier steht zähnefletschend vor dir – bereit zum Angriff. Du weißt, dass du keine Chance hast. Du hast Todesangst und weißt, dass du jetzt sterben wirst. Zeitgleich fühlst du dich aber auch total bescheuert und schuldig, weil du ja ganz genau weißt, dass da kein Raubtier ist, sondern dass dieser ganze Mist ja "nur" in deinem Kopf stattfindet. Du ärgerst dich rasend, weil es so unnötig ist, was gerade passiert. Und willst diese Gefühle einfach nur loswerden. Deswegen ist er aber nicht weniger real für dich.

Ich bin kein Einzelfall. 

Die aktuellen Zahlen sind erschreckend und ermutigen mich, heute diesen Blogbeitrag zu veröffentlichen und mich zu zeigen:

In Deutschland sind jedes Jahr etwa 27,8 % der erwachsenen Bevölkerung von einer psychischen Erkrankung betroffen. Das entspricht rund 17,8 Millionen betroffenen Personen, von denen pro Jahr nur 18,9 % Kontakt zu Leistungsanbietern aufnehmen. Zu den häufigsten Erkrankungen zählen in Deutschland Angststörungen (15,4 %), gefolgt von affektiven Störungen (9,8 %, unipolare Depression allein 8,2 %) und Störungen durch Alkohol- oder Medikamentenkonsum (5,7 %). Im Zeitabschnitt 2019-2023 nahmen depressive Symptome in der Bevölkerung mehrfach zu. Von Spätsommer 2022 bis Frühjahr 2023 überschritten rund 20 %, jüngst etwa 19 % der Bevölkerung den Schwellenwert einer auffälligen Belastung durch depressive Symptome, womit sich dieser Anteil gegenüber 2019 nahezu verdoppelt hat. (Studie der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde, 2023.)

So, das war's für heute von mir.

Ich schicke euch für heute erst einmal Licht und Liebe.

Ich melde mich wieder, sobald es Neuigkeiten gibt.

JDK

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